Berlin, 12. September 2024
Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation e.V. (DEGEMED) veranstaltete am 12. September 2024 eine Online-Fachtagung zum Thema Long COVID. Führende Expert_innen aus verschiedenen medizinischen Disziplinen beleuchteten den aktuellen Forschungsstand und diskutierten innovative Therapieansätze. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Frau PD Dr. Anett Reißhauer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Long/Post-COVID, das durch eine Vielzahl von rund 200 Symptomen geprägt ist, stellt die medizinische Forschung weiterhin vor große Herausforderungen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Fatigue, kognitive Beeinträchtigungen, kardiovaskuläre Beschwerden, Atemprobleme, Schmerzen sowie psychische Erkrankungen. Die Fachtagung bot ein interdisziplinäres Forum, um neue Erkenntnisse zu diskutieren und Therapiemöglichkeiten zu erörtern.
Aktueller Forschungsstand und zukünftige Therapien im Fokus
Die Fachtagung war in zwei Themenblöcke gegliedert. Der Vormittag widmete sich dem aktuellen Stand der Forschung. Dr. Renate Loskill vom Bundesministerium für Bildung und Forschung präsentierte laufende Forschungsprojekte der Bundesregierung. Prof. Dr. Bernhard Schieffer von der Universität Gießen und Marburg ging auf kardiologische Forschungshypothesen zu Long COVID ein. Er betonte, dass die Diagnose aufgrund des komplexen Krankheitsbildes weiterhin schwierig sei, und es Jahre dauern werde, Patient_innen besser zu charakterisieren, um effiziente Therapien zu entwickeln.
Prof. Volker Köllner von der Universität des Saarlandes und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, stellte Ergebnisse der PoCoRe-Studie vor, die die Bedeutung multimodaler Rehabilitationsansätze bei der Therapie einer Post-Covid Erkrankung hervorhebt. Bewegungstherapie und Entspannungsübungen erwiesen sich dabei als besonders positiv in der subjektiven Wahrnehmung der Patient_innen, auch über den Reha-Aufenthalt hinaus. Prof. Köllner betonte, dass die Patient_innen zusätzlich profitieren, wenn sie in einem spezifisch auf Post-COVID-Symptome abgestimmten Setting behandelt würden. Die stufenweise Wiedereingliederung von Betroffenen in den Arbeitsalltag müsse nachhaltig vom Arbeitgeber unterstützt werden, um eine nachhaltige Teilhabe zu gewährleisten.
Innovative Therapieansätze für Long COVID
Der zweite Teil der Tagung widmete sich konkreten Therapieansätzen. Frau PD Dr. Anett Reißhauer präsentierte physiotherapeutische Ansätze der Atemtherapie. Insbesondere die Bedeutung des Zwerchfells als Hauptatemmuskel und den Einsatz von Atemübungen sowohl in stationären als auch in ambulanten Rehabilitationsprogrammen standen im Fokus des Vortrags. Sie hob hervor, dass Atemtherapie einen festen Bestandteil der Long/Post COVID-Behandlung darstellt und durch Videoanleitungen auch für die häusliche Anwendung zugänglich gemacht wird.
Dr. Vera Jaron, Vizepräsidentin des Deutschen Behindertensportverbands, erläuterte den Einsatz von Rehasport als effektive Therapieform bei Long/Post-COVID. Sport und Bewegungstherapie spielen eine zentrale Rolle bei der Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit von Betroffenen. Sie betonte die Bedeutung gruppendynamischer Prozesse, um Rückzugstendenzen entgegenzuwirken, und unterstrich, dass Betroffene langfristig von angepassten Reha-Sportprogrammen profitieren.
Bedeutende Plattform für den Austausch und Erkenntnisgewinn
Die DEGEMED-Online-Fachtagung stellt eine wichtige Plattform dar, um den Austausch zwischen Expert_innen zu fördern und wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Rehabilitation von Long und Post-COVID-Patient_innen zu gewinnen. Die Teilnehmenden profitierten von praxisnahen Impulsen und diskutierten im Anschluss an die Vorträge die zukünftigen Herausforderungen in der Behandlung von Long/Post-COVID.
Die DEGEMED ist der Spitzenverband der medizinischen Rehabilitation. Sie setzt sich für die Interessen der stationären und ambulanten Rehabilitationseinrichtungen ein und ist offen für alle Betreibermodelle und Rechtsformen. Ihre Anliegen und Themen vertritt die DEGEMED gegenüber Politik, Leistungsträgern und Öffentlichkeit.